27. Oktober 2015

Rennen bereits vor der Startlinie entschieden


LG Wittgenstein: Marathonläufer Werner Stöcker ist Deutscher Vize-Meister


Frankfurt am Main.
Frankfurt am Main. Wenn er mit 3:35:21 Stunden auch die schnellste Marathon-Nettozeit in seiner Altersklasse gelaufen hatte, reichte das Ergebnis nur für Platz 2. Bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften in Frankfurt am Main musste Werner Stöcker von der LG Wittgenstein auf dem Siegerpodest seinem Konkurrenten Lothar Bathe den Vortritt lassen. Aufgrund der besseren Bruttozeit – als tatsächliche Wettkampfzeit ist sie das Maß aller Dinge.

 

Bei 25.000 Marathonläufern in der Main-Metropole herrschte vielmehr als nur Getümmel im Startbereich. Entsprechend des Leistungsniveaus reihten sich hinter den Eliteläufern die weiteren Startblöcke ein. „Wenn der Startschuss fällt, da tut sich eine Minute lang erst mal gar nichts“, erklärte Werner Stöcker, der als Läufer des dritten Blocks mit Zielzeit 3:30 bis 3:45 Stunden an den Start ging. Von vorn nach hinten kam dann Bewegung in das Teilnehmerfeld.

 

Bis zum Erreichen der Startlinie lief also schon die Zeit. Im Fall von Werner Stöcker waren es 2:06 Minuten. Plus 3:35:21 Stunden Zeit bis ins Ziel kam er auf eine Bruttozeit von 3:37:27 Stunden. Bereits vor dem Start war er von dem späteren „Sieger“ in der Altersklasse 75- bis 79-Jährigen überholt worden: Da Lothar Bathe sich in den ersten Starterblock vorgearbeitet hatte, kamen bei ihm nur 4 Sekunden zur Laufzeit von 3:36:27 Stunden hinzu – was für Platz 1 reichte, da sich die Platzierungen ausschließlich nach den Bruttozeiten richten. (Während es allerdings den Statistikern gestattet ist, die Nettozeiten in die Bestenlisten aufzunehmen.)

 

„Das war unfair “, kommentierte Werner Stöcker dieses unsportliche Vorgehen seines Konkurrenten. „Er hat sich vorn hereingemogelt.“ Da in diesem Jahr noch kein deutscher M75-Marathoni schneller war als der Erndtebrücker mit der Bestzeit von 3:31,51 Stunden beim Dubai-Marathon im Januar, hätte Bathe also bestenfalls aus Block 3 starten dürfen. Protest wollte Stöcker dennoch nicht einlegen: „Ob Erster oder Zweiter, das sehe ich nicht so eng.“

 

Vielmehr war LGW-Läufer mit seiner Leistung zufrieden. Etwa 3:35 Stunden war seine eigene Vorgabe. Windstille und 14 Grad Celsius boten optimales Wetter für schnelle Zeiten. Hinzu kam die „einmalige Stimmung“ an der Strecke, die die Läufer motivierte und ein gutes Stück über die 42,195 Kilometer trug. „Es hat genau gepasst“, so die Bilanz von Werner Stöcker, der übrigens in wenigen Tagen seinen 76. Geburtstag feiert.